Waageleinen, das Für und Wider
In einem letzten Artikel habe ich mich bereits der Technik einer Waage gewidmet und Dir einige Einblicke in die Funktionsweise gegeben. Jetzt soll es darum gehen, wie Du die Waage am besten behandelst, pflegst und z.T. auch selbst bewerten kannst.
Dazu sei nochmal gesagt, dass die Waage DAS zentrale Tool an deinem Softkite darstellt und daher ein sehr machtvolles Tool ist. Daher benötigt die Waage auch gelegentlich ein wenig Hingabe und Aufmerksamkeit des Piloten.
Wie ich bereits ausgeführt habe, gibt es verschiedene Leinenmaterialien für die Waage. Zum einen gibt es Dyneema-Leinen, ummantelt und unummantelt, und Aramid-Leinen. Fürs erste reicht die Unterscheidung in ummantelt und nicht ummantelt. Um den Vorteil der Ummantelung zu verstehen, müssen wir die Leine über die lange Dauer ihrer Benutzung betrachten. Wir fliegen unsere Softkites am Meer, mit Salzwasser und Sand und z.T. hoher Sonnenbelastung, aber auch in den Bergen bei Eiseskälte und ebenfalls hoher UV-Belastung. Mit der Zeit lagern sich zwischen die einzelnen Fasern einer Leine Fremdkörper wie Staub, Salz, Sand an. Dadurch werden die Fasern beschädigt, und die Gesamtlänge der Leine verändert sich (zusätzlich auch die Bruchlast). Wenn die Länge der Leine nicht mehr ihrem Soll entspricht, wird über kurz oder lang die Flugperformance des Kites sich verändern und der Kite fliegt "schlecht". Aber auch nasse oder vereiste Leinen verändern ihre Länge, ebenso wie geknickte Leinen. Wenn die Leine jetzt durch einen Mantel, quasi wie eine Rüstung, gezogen wird, steigt ihr Durchmesser und damit auch die Resistenz gegen Knicke, aber auch gegenüber Fremdkörpern. (vgl. die Isolierung bei Stromkabeln).
Wir schließen also daraus: Leinen möglichst locker legen und nicht knicken oder stramm aufwickeln.
Was ist aber jetzt empfehlenswert? Nun, dazu müssen wir betrachten, was die Nachteile einer Waage sein können. Dazu kommt zum einen der Luftwiderstand, den eine dicke und üppige Waage aufbaut, zum anderen ist eine üppige Waage natürlich auch einfach mehr zu warten. Daher versuchen die Hersteller, nicht jede einzelne Zelle des Kites abzuspannen, sondern mit internen Konstruktionen mehrere Zellen zu überbrücken. Das führt zur weniger Leinenmetern, und damit allein schon weniger Luftwiderstand. Für das Minimum an Luftwiderstand kann nun der Hersteller auf eine Ummantelung verzichten, jedoch geht das auch auf Kosten der Haltbarkeit. Für uns gilt es also abzuwägen, ob wir auf den kleinen "Geschwindigkeitsboost" zugunsten einer besseren Haltbarkeit verzichten können. Für die Twintip-Fahrer ist das in der Regel der Fall, wer hingegen auf dem Foil unterwegs ist und die unteren Grenzen des Kites austestet, für den kann die unummantelte Waage sinnvoll sein.