Den Vorurteilen auf der Spur: Waageleinen und Knoten
"[...] hunderte Knoten [...]" und eine komplexe Waagegeometrie ist vermutlich DAS Argument gegen einen Kauf von Matten. Doch, dabei gibt es ein paar Dinge zu beachten damit keine Probleme entstehen.
Doch zuerst einmal, wofür brauchen wir überhaupt diese
endlos langen Leinen am Kite. Zusammen mit den 20m Flugleinen kommen da einige
Leinenmeter zusammen. Die meisten Matten haben 4 Leinenebenen, häufig mit A, B,
C, Z oder br (brake, Bremse) gekennzeichnet und innerhalb der Ebenen durch
Kaskaden (Verzweigungen) versehen, um die Gesamtleinenlänge zu reduzieren. Aufgabe
der Waageleinen ist die Abstützung des Flügelprofils sowie die Kraftübertragung
auf die Flugleinen. So werden meist 2-3 kürzere Leinen auf einer etwas längeren,
Galerie- oder Stammleine genannt, gebündelt und mit dem Umlenkrollensystem (je
nach Hersteller mal "Mixer", "Speed System" etc.) verbunden. Das wirklich
spannende passiert tatsächlich erst in diesem "Mixer". Hier werden die
einzelnen Ebenen dynamisch (über das An- und Depowern der Bar) angesteuert und
so verändert sich beim An- und Depowern nicht nur der Anstellwinkel, sondern
auch noch das Flügelprofil und ggfs. die projizierte Fläche. Das Ganze klingt jetzt
suuuper kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach, wenn man sich das einmal
bildlich vorgestellt hat. Dazu hier einen Link zu einem Youtube-Video
Nun aber zu dem, was wirklich etwas komplizierter wird. Über diesen Mixer kann man auch natürlich das Profil verstellen... oder eben auch wieder einstellen. Dazu gibt es auch schon unglaublich viele Anleitungen, Videos auf Youtube und so weiter.
Wo das Problem aber größer wird, ist, wenn die Galerieleinen
sich gereckt oder verkürzt haben. Das ist manchmal über den Mixer nicht wieder
einzustellen, sodass man da entweder mal die entsprechende Leine austauschen
muss, oder aber manuell verlängern muss. Die Ursache dafür kann unter anderem an
einer ruckartigen Zugbelastung und Knicke/Knoten, in die Fasern eingetretener "Dreck"
(Sand, Schlick, Salz) oder aber die "Trocknungsspannung" gewesen sein. Wer seine
nassen Leinen schon straff auf die Bar aufwickelt, wird feststellen, dass, wenn
sie getrocknet sind, die Leinen noch enger auf der Bar sind (aber niemand
wickelt doch seine Waage auf die Bar auf, oder doch?!). Je nach Art der verwendeten
Leinen (ummantelt oder unummantelt) sind die Leinen robuster gegen solche Einflüsse
und Misshandlungen und können dadurch längere Lebensdauern haben. Daher findet
man an den Matten für den Hobbykiter meist ummantelte Dyneema oder Aramid
Leinen, während bei den hocheffizienten Rennflügeln unummantelte Waageschnüre
zum Einsatz kommen. Grund dafür ist einfach der Leistungszwang dieser Kites, da
zählt jedes kleine Detail, während bei den Hobbykites die Langlebigkeit eben im
Vordergrund steht. Diejenigen, die auf 1° mehr Amwindwinkel angewiesen sind,
greifen eh zu den Rennmaschinen.
Zu den meisten Kites gibt es aber auch Leinenpläne online zu finden, sodass
lediglich der Akt des Vermessens und Einstellens beim Kiter liegt. Aber mal
ehrlich, das ist doch kein großes Problem, oder?!
Auch gibt es das Vorurteil, dass beim Einpacken, bzw. vielmehr beim Auspacken des Kites sich unzählige Knoten in den Leinen befänden. Das ist tatsächlich eher die Ausnahme. Die meisten Kiter lassen ihre Bar nämlich angeknüpft und schütteln einfach nur die Waage aus. Solange man nämlich keine Leine abknüpft, kann sich ein geschlossenes Leinensystem nicht so verknoten, dass es sich nicht leicht öffnen bzw. ausschütteln ließe. Ihr merkt Euch einfach: Keinen Knoten öffnen, dann passiert auch nichts schlimmes.
Alles in allem hoffe ich, dass Ihr jetzt eine zumindest grobe Vorstellung von der Waage bekommen habt, worauf Ihr beim Kauf und der Benutzung achten solltet. Dazu wird es auch nochmal einen Ratgeber-Beitrag geben, damit es auch nochmal klarer wird und Ihr einfache "Benimmregeln" für die Waage bekommt.