Tech-Talk Teil 1 .

26.01.2019

"Shape" und "Bridle"


Im ersten Beitrag auf diesem Blog "Softkites" hatte ich es schon versprochen. Um sich zwischen den ganzen Produkten auf dem Markt zurecht zu finden, bedarf es etwas Hintergrundwissen. Im Prinzip ist das nicht mal viel mehr als bei Tubekites auch, aber dennoch dachte ich mir, mache ich Euch doch mal eine kleine Fibel zum Thema "Worauf muss ich achten, was bedeutet was" und möchte Euch ein paar Merkmale erklären.

Also fangen wir an:

Shape:

Die Kernmerkmale des Shapes sind neben der Form des Flügels die Krümmung (arc) und Streckung (aspect ratio, kurz AR). Die Streckung gibt dabei, denkbar einfach, das Verhältnis von der Länge/Spannweite zur Breite an. Je gestreckter ein Flügel ist, desto weiter fliegt er an den Windfensterrand und ermöglicht Höhe laufen, aber desto instabiler wird der Kite auch. Kites mit hohem AR sind vor allem meist die High End Race Modelle der Hersteller, diese sind mit wenigen Ausnahmen nicht für den "Alltagsgebrauch" geeignet. Verringert man den AR, so wird der Flügel stabiler, drehfreudiger (der Radius wird natürlich kleiner) und lässt sich in aller Regel besser aus dem Wasser wiederstarten.

Die Krümmung ist für zwei Faktoren ebenfalls entscheidend. Zum einen dreht ein gekrümmter Schirm besser (siehe C-Shape) als ein flacher Schirm (siehe Delta-Shape, zum anderen verringert ein gekrümmter die projizierte Fläche, also die Fläche, die man quasi von unten als Pilot sieht. Das führt z.T. zur Verringerung der Kraft; ein 10er Delta Tube hat ja auch mehr Lowendpower als ein 10er C-Kite.


Das nächste, auffällige ist die

Waage.

Bei der Waage gibt es grundlegend zwei mögliche Bauarten: Leinen mit und ohne Ummantelung. Der Vorteil der Ummantelung liegt dabei bei der Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit der Leinen, da z.B. jeder Knick die Leinenlänge verändert und dies über kurz oder lang zum einem "Fehltrimm" und damit verbundenen schlechten Flugeigenschaften führt. Der große Nachteil der ummantelten Leinen liegt bei der "Bremswirkung", also dem Luftwiderstand der Leinen. Sie erhöhen das Gewicht des Kites, bremsen ihn aus und senken damit das Lowend sowie die Performance des Kites. Ummantelte Waageleinen sind oft bei soliden Allroundern zu finden, unumantelte auf jeden Fall bei den High End Race Kites, also den hochgezüchteten Race Matten mit hohem AR.

Beim Material der Leinen gibt es einige Varianten, die meist verwendeten sind Aramid oder Dyneema. Dyneema ist ein sehr dünnes, reißfestes Material, welches etwas knickbeständiger als Aramid ist, aber sich leider mit der Zeit deutlicher längt. Aramid und Kevlar sind da das klare Gegenteil, die Materialien dehnen sich praktisch nicht, sind leicht und lassen sich als sehr dünne Leine in der Waage verbauen. Klarer Nachteil: Sie sind unglaublich anfällig für Fehler in der Handhabung und sie schwimmen nicht auf dem Wasser, was im Falle einer Wasserung und eines Auf-/Abbaus im Wasser echt schlecht ist. Daher sind diese Materialien selten bei den High End Racekites zu finden.

Die folgenden Konstruktiondetails sind zum Teil echt schwer am Kite zu entdecken oder aber ihr Zweck ist nicht direkt ersichtlich.

Das offensichtlichste sind "Stäbchen" in der Anströmkante (LE). Legt man einen Softkite mit verbauten "Rigid Foils" aus, so fällt auf, dass die Anströmkante trotz fehlendem Staudruckes ausgeprägt scheint. Genau das ist auch ihre Aufgabe; nämlich dem Vorformen der Anströmkante, um eine verbesserte Anströmung des Profils zu erzielen und so die Leistung und Gleitzahl zu erhöhen. Zum Nachteil werden die Rigid Foils erst, wenn der Kite mit der Anströmkante über den Boden gezogen wird, so können Abschürfungen im Tuch entstehen. Vereinzelnd wird auch empfohlen, die "Stäbchen" beim Einpacken des Kites nicht zu stark zu knicken, da sie sonst ihre Form verlieren können.

Das nächste, was auch noch für die meisten Kiter gut erkennbar ist, sind die so genannten H-Straps. Das sind Tuchbahnen aus hochdehnungsarmem Tuch, welche von Tip zu Tip gespannt werden. Sie werden am Computer genau berechnet und sorgen für mehr Stabilität im Flügel selbst, nehmen Lasten auf und verteilen sie gleichmäßig über den gesamten Schirm.

Eine den H-Straps recht ähnliche Konstruktion sind V-Profile/Diagonals, welche meist direkt im Inneren des Schirms an der Befestigungspunkten der Waage liegen. Diese sind nur über eine Zellendiagonale gespannt und verhindern das sogenannte "Balloning", also das Aufblähen des Kites. Zusammen mit den H-Straps machen sie einen großen Teil des Preises eines Softkites aus, da sie recht schwierig zu vernähen und zu berechnen sind.

Die meisten Softkitehersteller sind mit Paragliderherstellern verknüpft oder stammen aus dem gleichen Haus. Daher werden immer mehr Konstruktionsdetails der Gleitschirme in Softkites implementiert, sodass ich den nun angefixten Technikinteressierten folgenden Link sehr empfehlen kann: Lu-glidz

Wenn Euch dieses Thema "Tech-Talk" noch mehr interessiert, dann schreibt mir einfach  mit Euren Wünschen und Anregungen und ich mache noch einen detaillierteren Artikel dazu.

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