Softkite Evolution - Neuer = besser?
Seit einigen Jahren sind die Softkites nun schon auf dem Markt. Seit etwa 2015 ist der Markt durch immer weiter steigende Marktanteile des Hydrofoil-Kiten auch besonders an "einfachen" Softkites interessiert. Nun bleiben grob zwei USP für die Hersteller übrig: Die Benutzerfreundlichkeit und das Performancevermögen des Kites. Doch, so ist es meist, sind diese beiden Eigenschaften nicht unbedingt kompatibel: Hoch gestreckte, hoch effiziente Racekites sind i.d.R. nicht sehr benutzer- bzw einsteigerfreundlich. Andererseits sind benutzerfreundliche Einsteigerkites wie beispielsweise Flysurfer Soul, Ozone Hyperlink oder PLKB Nova nicht so leistungsstark. Oder doch?
Betrachet man dazu noch die Neupreise, liegt der Blick auf den Gebrauchtmarkt quasi nah, wenn man nicht mindestens eine satte 4-stellige Summe ausgeben möchte. Je später man in die Softkitewelt einsteigt, desto mehr Vorgängermodelle findet man. Ab einem gewissen Alter sinkt der Preis auch nicht weiter, sodass man nun vor der Frage steht, ab wann kann man für sehr wenig Geld einen guten Kite kaufen, der den aktuellen Modellen in möglichst wenig Punkten nachsteht? Darum soll es heute in diesem Beitrag gehen.
Beginnen wir mit einem kleinen Exkurs: Dazu betrachten wir an dieser Stelle einmal ganz kurz die Chronologie der jüngsten Softkite Entwicklung. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Herstellern Flysurfer und Ozone. Flysurfer baut seit den frühen 2000er Jahren bereits depowerbare Softkites, davon auch direkt ClosedCell-Kites. Auch Ozone baute schon vor 2010 Depowersoftkites, jedoch brachten sie mit dem ChronoV1 den ersten ClosedCell Foilkite erst 2014 auf den Markt. Bis zu diesem Zeitpunkt war Flysurfer mit dem Speed3 definitiv Monopol-Inhaber auf dem Softkitemarkt, welcher auch für die "Wasserkiter" interessant war. Der ChronoV1 musste also damals schon eine Eigenschaft des Speed3 übertrumpfen. Und das war Geschwindigkeit/Gleitzahl/Hangtime. Der ChronoV1 war als Racekite der aufkommenden Foilrace-Szene mit All-Terrain-Eigenschaften konzipiert, er war schneller und leistungsstärker als ein Speed3. Damit war quasi der Wettkampf auf dem Racematten-Markt eröffnet, Flysurfer und Ozone begannen, sich gegenseitig immer mehr zu übertrumpfen. Doch, je leistungsstärker die Kites wurden, desto anspruchsvoller wurden sie auch im Handling. Damit kam gleichzeitig der Wunsch nach benutzerfreundlichen Kites mit viel Leistung auf, denn kaum ein Twintip Kiter wollte sich in seinem Urlaub mit regelmäßigem Trimm oder zickigen Kites beschäftigen. Die Hersteller begannen jeweils individuell Kites zu entwickeln, dennoch waren gewisse Entwicklungsschritte in den jeweiligen R&D-Abteilungen gleich: Man nutzte den aktuellen High-End-Racekite um die Leistung zu generieren, veränderte aber die Outline, um die Nachteile der Streckung zu reduzieren.
Doch betrachten wir nun mal die technische Seite und klären wir die Frage: Muss es der aktuelle Kite sein, oder genügt auch ein (sehr) gut erhaltener Kite der Vorgeneration? Dazu müssen ein paar Fragen geklärt werden:
Auf welche Zielgruppe zielt der Kite ab? Dazu hilft es, sich auch das Produktvideo anzuschauen und auf die Boardwahl der Fahrer zu achten.
Wie alt ist der Kite bzw. wann wurde der Kite erstmals auf den Markt gebracht? Einerseits ist das wichtig für die Materialbeschaffenheit, andererseits auch über für die Entwicklungsidee der Kites. Gab es zu dem Zeitpunkt schon einen noch "schärferen" Kite dieser Marke?
Gibt es Leinenpläne, sodass man die einzelnen Ebenen miteinander gut vergleichen kann?
Bleiben wir bei den beiden Herstellern, und betrachten wir an dieser Stelle den Chrono. Dieser Kite war anfangs, wie bereits erwähnt, als reiner Racekite designt. Nach seinem Erscheinen wurde er aber nochmal durch Entwicklung des R1 getoppt, sodass im weiteren Verlauf seiner Entwicklungsgeschichte kein Bedarf mehr an maximaler Leistung unter Vernachlässigung der Benutzerfreundlichkeit mehr existierte. Vielmehr wurde er noch durch einen Hyperlink als Einsteigerkite abgelöst, sodass sein höchstes Entwicklungsziel das optimale Handling/Leistungsverhältnis geworden ist.
Betrachten wir nun den direkten Konkurrenten Flysurfer, so wurde die bekannte Produktlinie Speed durch einen SonicFR übertrumpft (ganz analog zum Chrono/R1). Da der SonicFR im Laufe der Jahre nochmal durch einen noch effizienteren Racekite, dem SonicRace bzw VMG, getoppt wurde und gleichzeitig auch von Flysurfer ein überaus benutzerfreundlicher Kite (Soul) auf den Markt gebracht wurde, wurde der Sonic immer weiter benutzerfreundlicher gemacht, um die Brücke zwischen High-End-Racekite und Einsteigerkite zu schlagen. Der aufmerksame Leser merkt schon, die Entwicklungen laufen doch sehr ähnlich ab.
Aber wo kann ich nun ansetzen? Einerseits kann man immer gut an dem benutzerfreundlichsten Ende der Kiterange eines Herstellers ansetzen und sich dann langsam hocharbeiten. Aber ab wann kann ich da ansetzen. Hier würde ich aufgrund der meist vom High-End-Kite abgeschauten Technik argumentieren. Also lässt sich quasi grob sagen, dass auch gestrecktere Softkites nach 2014 bereits ein wesentlich benutzerfreundlicheren Charakter haben.
Abschließend habe ich eine schöne Grafik von Flysurfer gefunden, mit der sie die Entwicklung und Platzierung ihres 2020er Sonic3 Modells verdeutlichen wollen.
Schön sieht man die Entwicklung des Race-Segments, das auch bei Ozone als Technologie-Quelle fungiert. Diese Grafik ist fast komplett auf Ozone übertragbar.
Daher habe ich die Grafik einmal etwas nachgestellt und auch die Ozone-Closedceller eingefügt
Ich hoffe das hilft Dir bei der Orientierung, welcher Kite nach welchem kam und von welchem Kite auch profitiert hat.
Quelle Grafik "Zeitstrahl Sonic3": flysurfer.com